05. Juli 2015

Nicole Ensminger beim Ironman Frankfurt

Am Sonntag startete Nicole Ensminger, Jg. 80, beim European Championship. Ein halbes Jahr Vorbereitung musste reichen, um 3,8km zu schwimmen, 180km Rad zu fahren und 42,2km zu laufen. Monatelang bestand das Leben aus arbeiten, schwimmen, Rad fahren, laufen, essen und schlafen. Dies war ihr dritter Start bei dieser Veranstaltung, aber zugleich auch ein persönliches Comeback in diese Sportart. Eine Woche vor dem Start war schon absehbar, dass die Temperaturen deutlich steigen und nun endlich der Sommer nach Deutschland kommt. Zwei Tage vorher war der See schon auf 26 Grad angestiegen, was hieß, dass ohne Neoprenanzug geschwommen wird und es auch sonst ein heißer Tag werden würde. Um 2.45 Uhr klingelte der Wecker, kurz was essen, viel trinken und los ging es in Richtung Mainkai. Dort warteten die Shuttle-Busse, die die Athleten und Zuschauer in Begleitung von Polizeieskorte auf Motorrädern zum Langener Waldsee brachten. Ab 5 Uhr wurden die Räder, die bereits am Vortag dort eingecheckt wurden, voll aufgepumpt und noch einmal alles durchgegangen. Gegen 6.15 Uhr ging es dann endlich in Richtung Wasser, kurz Einschwimmen, im Startbereich aufstellen und noch zuschauen, wie die Profis sich vor dem Start verhalten. Dann wurde es langsam ernst. Die Nationalhymne wurde gespielt und kurz danach fiel um 6.40 Uhr der Startschuss für die etwa 50 Profi-Männer, nur zwei Minuten danach der für die Profi-Frauen, und dann um 6.50 Uhr kam ihr Starterfeld mit den besten Altersklassenschwimmern dran, um 7 Uhr schließlich die große Gruppe von etwa 2700 Startern. Insgesamt waren knapp 3000 Starter gemeldet.
Das Schwimmen ging sie eher locker an, um für die späteren Disziplinen Kraft zu sparen. Dennoch war sie mit der Schwimmzeit von 57:37 Min. insgesamt 6. Frau inklusive der Profis. Relativ zügig, aber trotzdem noch entspannt ging es dann zum Radfahren. Die erste Runde fuhr sie auch voll nach Plan eher ruhiger und war absolut zuversichtlich, was den Rest des Wettkampfes anging. Allerdings kam in der zweiten Radrunde die Sonne und damit die Hitze erst richtig raus, und sie hatte das Gefühl, mit dem Asphalt gleich eins zu werden. Es ging nicht mehr darum, sich an irgendwelche Zeiten zu halten, sondern irgendwie durchzuhalten, um wieder in die Wechselzone nach Frankfurt zu kommen. Und so wurde es ab Kilometer 140 ein einziger Kampf gegen die Hitze. In Friedberg zeigte eine Temperaturanzeige im Schatten 42,8 Grad an, und das erklärte auch, warum kaum noch Zuschauer auf den Straßen waren. Sie kämpfte sich nur noch von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation und versuchte so viel wie möglich zu trinken. Für sie war eigentlich klar, dass sie in der zweiten Wechselzone aufgibt. Das Wetter war für diese Distanz zu extrem. Sie gab ihr Rad einem Helfer und torkelte in Richtung Wechselbeutel, wo die Laufsachen drin waren. Sie sah die anderen Sportler neben sich, denen es genau so ging. Sie machte den Beutel doch auf und schmierte sich erst einmal mit Sonnencreme Faktor 50+ ein. Dabei ging ihr durch den Kopf, wie viele Freunde, Bekannte, Kollegen, Schüler, usw. extra für sie an die Laufstrecke kommen wollten, um sie bei ihrem großen Traum, wieder einen Ironman zu finishen, zu unterstützen. Also Gehirn aus, Schuhe an, Kappe auf den Kopf und raus aus dem Wechselzelt auf die Laufstrecke. An jeder Verpflegungsstelle galt es zu trinken, Eis ins Trikot, Kappe und Hose. Das war die Überlebensstrategie. Dank der vielen bekannten Gesichter schaffte sie die vier Runden, mal mehr, mal weniger gut, weil sie sie immer wieder aufgebaut und motiviert haben. Die letzten Meter in Richtung Ziel auf dem Römer galt es einfach den Moment vor einem unbeschreiblichen Publikum zu genießen und aufzusaugen. Und dann steht man da im Zieltor und bekommt die Ironman-Medaille umgehängt, und man weiß, warum man das alles getan hat. Die Glücksgefühle sprudeln nur so. Das frühe Aufstehen vor der Arbeit, um davor beim SCW Eschborn zu schwimmen oder die langen Radausfahrten am Wochenende oder die Läufe, die im Winter bei Kälte und Dunkelheit stattfanden. Das ist in diesem Moment alles vergessen. Ihre Finisherzeit von 13:02,08 Std., als auch die Platzierung, 35. in der Altersklasse und 128. Frau, sind für sie persönlich diesmal nur zweitrangig, da sie unter diesen Bedingungen einfach überglücklich war, ins Ziel gekommen zu sein.
Außerdem sicherte sich Henri Krekel, Jg. 01, am Wochenende bei den German Open in Essen die D-Kaderzeit über 800m Freistil in 9:32,18 Min.
Am Wochenende gehen nun die Schwimmer bei den Hessischen Jahrgangsmeisterschaften an den Start, in Wetzlar die jüngeren und Kassel die älteren.